Sind Sie auch eine Blenderin, wie Simone?

Vor einiger Zeit rief mich Simone an. Und ich weiß noch genau, wie überrascht ich war, als ich hörte, worum es ging:

„Wissen Sie, Herr Köpnick, ich habe Angst, mit dem Auto von einer Brücke zu fallen, wenn ich drüberfahre. Ich weiß, klingt komisch, aber ich habe Sie vor Kurzem mal in einem Vortrag gehört, da ging es um Ängste und Stress bei der Arbeit und wie man sie mit Ihrer Methode auflöst. Und da dachte ich, ich ruf Sie mal an, vielleicht können Sie mir ja helfen.“

Das ist ja mal eine coole Angst, dachte ich noch bei mir, und ich wurde sofort neugierig. Ich wollte wissen, was sich hinter der Angst, mit dem Auto von einer Brücke zu fallen, verbarg.

„Ja, ich habe so Panikattacken. Deshalb fahre ich auch kein Auto mehr …

… meine Panikattacken fingen vor drei oder vier Jahren an“ erläuterte sie. „Wir waren beim Skifahren und ich bin mit dem Sessellift runtergefahren, da habe ich total Panik bekommen. Normalerweise fährt man ja auch nicht mit dem Lift wieder runter,“ fügte sie zerknirscht hinzu, „aber mir ging es nicht gut und ich wollte die Abfahrt mit Ski nicht machen.

Ich fühlte mich während der Fahrt, als würde mir was auf der Brust liegen, das hat mir die Luft zum Atmen genommen – und mir war ziemlich schlecht. Aber ich kam ja nicht weg, war eingesperrt mit Gurten und im Sitz vom Lift …

… dann kam irgendwann das Gefühl dazu, von der Brücke zu fallen, wenn ich mit dem Auto drüberfahre.“

„Ist Ihnen das denn schon mal passiert, hatten Sie schon mal einen Unfall auf einer Brücke oder so was?“

„Nein, alles in Ordnung, einen Unfall oder so hatte ich noch nie, – aber ich habe trotzdem Angst, wenn ich über eine Brücke fahre. Erst bin ich kaum noch Auto gefahren, aus Angst davor runterzufallen, jetzt fahre ich gar kein Auto mehr, nur als Beifahrerin, also wenn mein Mann fährt gehts …

… aber so bin ich nicht mehr mobil, ich versuche alles ohne Auto zu machen, aber zur Arbeit dauernd mit dem Bus oder Freundinnen besuchen immer mit Fahrrad oder Bus … das ist schon blöd auf Dauer. Aber besser so, als dauernd Schiss davor zu haben, wieder Angst und Panik zu bekommen.“

„Haben Sie schon mal versucht, was dagegen zu unternehmen?“, wollte ich mehr über ihren Leidensweg wissen, aber auch, um mögliche Ursachen abzuklären.

„Ja, ich war bei meinem Hausarzt. Der hat mich untersucht und meinte, aus seiner Sicht sei alles in Ordnung … und hat mir einen Psychologen empfohlen.

Bei dem habe ich einige Sitzungen gehabt. Das hat aber nicht viel genutzt, der hat nur Sachen gefragt und wir haben uns über meine Familie unterhalten und über meinen Beruf und so – aber da ist alles in Ordnung.“

Bei „da ist alles in Ordnung“ wunderte ich mich über ihr Urteil, und auch über die Vorgehensweise des Kollegen. Jemand mit Panikattacken, mit einer irrationalen Angst, von der Brücke zu fallen beim drüberfahren mit dem Auto …

… da muss etwas nicht in Ordnung sein, da muss eine noch größere Angst hinter stehen.

So vereinbarten wir einen ersten Termin.

Sie erzählte, sie sei Lehrerin, Anfang 40 und sehr glücklich verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von 13 und 14 Jahren.

„Wenn ich über eine Brücke fahre, besonders auf Autobahnen, dann habe ich Beklemmungen in der Brust. Ich habe Schweißausbrüche, wenn ich mich eingeengt fühle und gefangen bin, weil ich ja nicht einfach umkehren kann, so auf einer Autobahnbrücke. Ich habe das Gefühl, als sei ich zwischen Wänden eingegrenzt. Ich komme nicht weg und kann nicht rausfahren“, erzählte sie mehr von ihren Erlebnissen beim Autofahren.

So wie sie es sagte und dabei nervös mit den Händen knibbelte, konnte ich ihre Angst selber spüren.

Ich wusste, wenn ich jetzt mit Simone weiter über die Situationen sprechen wollte, um zu verstehen, was da im Detail vorgeht, das würde nichts bringen.

Ich wollte mit ihr jetzt hinter diese irrationale Angst schauen. Ich wollte wissen, wovor diese Angst, von der Brücke zu fallen, sie schützen will.

„Ich möchte einige Übungen mit Ihnen machen und lade Sie dazu ein. Machen Sie mit?“, begann ich diesen nächsten Schritt einzuleiten.

„Ja gerne …?!“, klang sie fragend und gleichzeitig erwartungsvoll.

So ließ ich sie einige meditative Übungen machen. Ich ließ Simone fühlen, weit und offen alles wahrzunehmen, im Hier und Jetzt zu sein. Gedanken, Gefühle, Bilder, körperliche Reaktionen, – alles nur Wahrnehmen, ohne etwas damit zu tun, ohne darin einzugreifen oder es verändern zu wollen.

Gleichzeitig ließ ich sie behutsam hineinsinken in die Vorstellung der für sie schlimmen Situation, also sich ängstlich zu fühlen, während sie über die Brücke fährt.

Ich bat sie, über ihre Erlebnisse zu sprechen.

Sie sprach davon, dass sie Magendrücken hatte, während sie sich die Situation im Auto auf der Brücke vorstellte, … und dass ihr Hals immer enger wurde und sie das Gefühl hatte, stehen bleiben zu wollen, ja umkehren zu wollen, um aus dieser unangenehmen Situation rauszukommen.

„Meine Hände kribbeln richtig, und ganz zittrige Beine habe ich“, stellte sie erstaunt fest.

Dann sprach sie davon, dass auf einmal Gedanken hochkamen.

„Und, was waren diese Gedanken?“, wollte ich wissen.

„Das war wie so eine Stimme in mir drin“, schaute sie mich fragend an: „… ,stell dich nicht so an′ hat die gesagt.“ Sie stockte und fuhr dann fort: „Und noch was war da … äähm, irgendwie …“

„Ja …?“, ermunterte ich sie.

„… die Schulklasse … die kam gedanklich hoch. Ich sah mich in meiner Klasse, ganz klar sah ich mich in meiner Klasse stehen.“

„Interessant! Und wie ging es weiter?“

„Dann kam dieses Gefühl hoch, was ich immer versteckt habe, wenn ich in der Klasse stehe …

… das Gefühl, dass ich eine Blenderin bin und dass die anderen das rausfinden.”

„Okay?! Können Sie mir das erklären?“, wollte ich mehr wissen.

“Ich habe Angst Fehler zu machen. Dann fällt das auf, dass ich nicht gut genug bin. Die Schüler, die anderen Lehrer, mein Chef, Freunde von mir – und dann wissen alle, dass ich das nicht schaffe, dass ich unfähig bin … und es kommt heraus, dass ich alle blende, allen was vormache und total versage.”

Ich nickte.

“Das schoss direkt in meinen Magen, ich fühlte mich sofort wieder total unwohl.“

Ich fragte sie: „Und, sind Sie eine schlechte Lehrerin? Geben Sie nur vor, eine gute Lehrerin zu sein?“, wollte ich direkt wissen. „Erzählen sie mal, warum haben sie Angst, in der Schule zu versagen?“

„Nein, eigentlich nicht. Wissen Sie, die Schüler lieben mich, die Schulleitung und Kollegen mögen mich, die sagen es mir auch immer und immer wieder.”

„Und warum glauben Sie das nicht?“

“… es ist irgendwie eine Stimme in mir, die sagt mir: ,Du wirst eines Tages auffallen, dann kommt alles raus, du kannst es halt nicht´ …

… ich weiß nicht, warum ich das mache, ich weiß nicht warum das so ist, den Kindern kann ich sogar anmerken, dass sie mich lieben, auch die Schulleitung hat kein Problem. Aber ich weiß manchmal nicht mehr, Herr Köpnick, ich kann manchmal nicht mehr, was soll ich noch machen …?“

Ich konnte ihr ihre innere Zerrissenheit und ihren Kummer anmerken. Ich konnte ihr aber auch anmerken, wie ausgelaugt sie war.

„Was ist das Schlimmste?“, fragte ich sie in die aufgetretene Stille.

Sie sah mich nachdenklich an und antwortete dann leise: „Das Schlimmste …?“, und nach einer in sich versunkenen Pause: „… Wenn ich das alles nicht schaffe, dann fühle ich mich, als stehe ich ziemlich nackt da vor der ganzen Klasse, vor den anderen, dann bin ich irgendwie aufgeflogen, alle gucken mich an und wissen Bescheid.“

Ihre Augen begannen, sich mit Tränen zu füllen.

„Hmmh“, antwortete ich, ebenfalls leise „… und wer hat Ihnen als Kind nichts zugetraut?“

Die Frage katapultierte sie mit einem Schlag in ihre Kindheit: „Mein Vater!“, schoss es aus ihr heraus.

Als Kind musste Simone etwas erlebt haben, dass sie in eine Gefühls- und Gedankenwelt mitnahm, und dort bis heute verhaften lässt, das Scheitern zu ihrem Leben gehört.

Es war wohl ihr Vater, können aber auch noch andere gewesen sein, die ihr als Kind in einer oder mehreren Situationen die Botschaft gegeben haben: “du schaffst es nicht, du wirst scheitern … lass das mal andere machen, die es besser können …“

Aus dem, was sie sagte und wie sie über die Schule und ihre Klasse sprach, wusste ich: Simone ist eine tolle Lehrerin, es gibt so viele Beleg dafür, und sie weiß es eigentlich auch, – aber diese Stimme hört sie nicht. Denn da ist diese irrationale Angst. Die Stimme, eine Blenderin zu sein, ist viel mächtiger.

Es ist so, als würde sie vor einem Berg stehen und weiß, dahinter sind Bäche mit erfrischendem Wasser und die Sonne wird mir wärmend auf die Haut scheinen – sie sehnt sich nach der Sonne, aber sie sieht nur den riesigen hohen Berg, über den sie nicht hinauskommt.

Den Weg um den Berg herum sieht sie nicht.

Und der Berg? Der Berg ist das Symbol für die Brücke.

Ich erkannte, die irrationale Angst von Simone, mit dem Auto von der Brücke fallen zu können, ist eine Schutzfunktion Ihres Unterbewusstseins, die sie davor schützt, nicht diesen Tag der Entlarvung in der Schule erleben zu müssen …

… für das Unbewusste macht das sogar Sinn: die kleinere Katastrophe – „von Brücke fallen“ – soll verhindern, dass die viel größere Katastrophe – „versagen im Job als Lehrerin“ – eintritt.

Und genau dort wollte ich nun mit Simone hin. Ich wollte die Ursachen Ihrer Ängste dort löschen, wo „verstehen“ und „denken“ nicht hinkommen. Ich wollte sie in die Freiheit mitnehmen, sich von den tief in ihr liegenden Ängsten, nämlich zu versagen, zu befreien.

Ich wollte, dass sie den Weg um den Berg herum geht.

So ließ ich sie immer wieder mit geschlossenen Augen ihre körperlichen, gedanklichen und gefühlsmäßigen Reaktionen spüren, weit und offen alles im Hier und Jetzt erleben, wahrnehmen und beobachten.

In dieses weitgestellte und offene Feld des wahrnehmen hinein ließ ich sie gleichzeitig hineinsinken in die Gefühls- und Gedankenwelt des totalen Scheiterns …

… und dass machte ich mit ihr immer und immer wieder.

Nach und nach sprach sie von einem unangenehmen Kribbeln im Körper und von Magenschmerzen, die auftauchten, sowie von zittrigen Knien als körperliche Reaktionen. Bilder tauchten auf, so sah sie sich als Lehrerin bei einer Fortbildung und gleichzeitig etwas nicht zu können, Fehler zu machen. Sie sah sich vor der Klasse stehen, wusste eine Antwort nicht und fühlte sich beschämt.

Nach und nach – mit jeder weiteren Übung, die wir machten – veränderten sich die Erlebnisse:

Das Kribbeln hörte auf und das Magendrücken ließ nach. Das Bild, vor der Klasse zu stehen und etwas nicht zu wissen, wich dem Gedanken „Ja und was kann mir passieren, die Klasse kann mir maximal weggenommen werden … dann ist das eben so …“

Eine Leichtigkeit machte sich in ihrem Inneren breit und verdrängte das Gefühl, sich schämen zu müssen.

Simone begann, sich langsam von ihrer Angst, öffentlich zu versagen und entlarvt zu werden, zu befreien.

Simone bekam von mir noch Hausaufgaben mit auf den Weg: Sie sollte eine bestimmte Übung, die ich während der Sitzung aufgenommen hatte, regelmäßig durchführen und ein Tagebuch über Erlebnisse und Veränderungen in ihrem Leben führen.

„Im Alltag merke ich,“, formulierte sie glücklich, „dass sich was verändert. Zwei Tage nach unserer letzten Sitzung waren wir bei Freunden von uns, mein Mann und ich, die haben einen Balkon, hoch im fünften Stock. Und wissen Sie was, da bin ich raufgegangen und konnte ohne Angst stehen, bei dem riesigen Ausblick war das echt toll. So was, also auf einem hohen Balkon stehen, das habe ich schon lange nicht mehr gekonnt.“

„Hört sich ja klasse an“, meinte ich und freute mich mit ihr.

„Haben Sie denn auch die Übungen gemacht, denn das funktioniert ja alles nur auf Dauer, wenn sie die Übungen auch konsequent zu Ende durchführen“, wollte ich wissen.

„Ja habe ich. Erst hatte ich zwar ein typisches Schülerverhalten, also vor mir hergeschoben, aber dann habe ich die Übungen genauso gemacht, wie wir das durchgegangen sind“, grinste Sie.

„Und das Autofahren, was ist damit?“, wollte ich wissen.

„Ja jetzt kommt’s“, triumphierte sie, „vorletzte Woche waren wir zum Pokalspiel Osnabrück gegen Freiburg direkt im Stadion – und wissen Sie was, ich bin gefahren.

Ich hab die ganze Familie hin und zurück kutschiert. Über die Autobahn und alles ohne Angstattacken! Ich habe mich sauwohl und sicher gefühlt“, strahlte sie.

Sie wirkte beim Erzählen, als wenn sie immer größer würde.

„Und wie läuft´s mit Ihrer Klasse, wie ist es, wenn Sie da so vorne stehen?“, wollte ich neugierig wissen.

„Meine Klasse, ja, da ist Wahnsinn, da ist so viel anders. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber irgendwie trete ich ruhiger auf, fühle mich wesentlich sicherer als sonst immer.“

Sie überlegte einen Augenblick: „… Es ist entspannter, ja genau, entspannter würde ich sagen ist der richtige Ausdruck, entspannter für mich, so als Ganzes irgendwie in der Klasse; ein echt schönes Gefühl … weil ich auch sehr gerne Lehrerin bin“, freute sie sich.

„,Was ist los, Simone?′, wollte sogar eine Kollegin wissen, ,Du bist so fröhlich, das steckt an, bleib so′, meinte sie noch.“

Ich konnte die Entspanntheit und ihre Freude buchstäblich im Raum fühlen.

So freute ich mich mit ihr mit – wir schauten uns an und beide konnten wir es gemeinsam genießen. Es brauchte keine Worte mehr, die hätten jetzt nur gestört …

Simone hat jetzt keine Angst mehr vor dem Autofahren und davor, von irgendwelchen Brücken herunter zu fallen.

Simone hat auch keine Angst mehr, in ihrer Klasse zu versagen und als Blenderin entlarvt zu werden.

Im Gegenteil:

Simone hat immens an Selbstvertrauen gewonnen.

Sie kann ihren Job, den sie liebt, ohne Angst ausüben.

Sie ist wieder mobil, sodass sie nicht nur besser zur Arbeit kommt – nein, sie kann sich auch intensiver um ihre Familie kümmern.

Sie ist hinter dem Berg angekommen – beim erfrischenden Quellwasser und der wärmenden Sonne.

Haben Sie auch mit ähnlichen Ängsten zu kämpfen?

Befürchten Sie auch, eine Blenderin oder Blender zu sein und irgendwann als Hochstapler entlarvt zu werden … also als jemand, der es „nicht drauf“ hat …

… auch bekannt als das „Hochstapler-Syndrom“?

Geht es Ihnen auch so, dass Sie Ängste haben, ohne genau zu wissen, woher die kommen und was sie Ihnen sagen wollen? Und Sie wollen sie auch einfach nur weghaben?

Wenden Sie sich an mich – Sie glauben gar nicht, wie schnell wir das auflösen können.

Dafür habe ich ein sehr wirkungsvolles Programm namens „Gelassen im Job – mit der Gelassenheitsformel“ entwickelt.

Nehmen Sie einfach hier über die Webseite Kontakt mit mir auf. In einem Erstgespräch klären wir, wie ich Ihnen helfen kann, Ängste und Stress in Ihrem Leben für immer abzuschalten.

Schreiben Sie mir jetzt über die Kontaktseite, was Sie belastet – und ich melde mich bei Ihnen zurück.

Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Ihr

Dr. Klaus Köpnick ー Der Gelassenheitscoach

Dr. Klaus Köpnick

Der Gelassenheitscoach

Der Autor:

Moin, ich bin Arbeits- und Organisationspsychologe sowie Maschinenbauingenieur. Ich lasse Sie und Ihre Teams erleben, sich von innerem Stress zu befreien – egal, was Sie schon alles selber probiert haben. Ich zeige auf schnellem Wege, wie Sie ruhig und gelassen bleiben – und das dauerhaft, wenn sich um Sie herum noch so schwierige Situationen auftun. Ich bin Gründungs- und Vorstandsmitglied des internationalen Verbandes Introvision Association. Mit meiner Frau lebe ich an der Nordsee – und sind seit zwei Jahren Großeltern von der kleinen Jelva. Ich lese gerne, liebe die Natur, fahre gerne mit meinem VanMoof-Bike am Meer und kann dem Süßkram selten widerstehen, besonders Schokolade (nur gut und lecker muss es sein – besser is das!).

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